Loire Radtour – Etappe 2 von Chambord nach Montrichard
Chambord – Vineuil – Blois – Chailles – Cande-sur-Beuvron – Valaire – Montrichard
Wie eigentlich jeden Tag war ich mal wieder der erste aus der Familie, der das Bett verlassen hatte. Der Blick aus dem Fenster war absolut faszinierend: Nebelschwaden stiegen vor dem Schloss Chambord auf, am Horizont zeichnete sich der bald bevorstehrnde Sonnenaufgang ab. Zwischen Hotel und Schloss war ein einsamer Tourist unterwegs, der die Morgenstimmung im Bild festhalten wollte. Irgendwie sah der junge Mann da unten vor dem Schloss aus wie ein verirrtes Mitglied der Reisegruppe aus Berlin. Ich wollte dann auch noch ein paar Bilder schießen und ging nach unten, war aber dann ganz alleine auf weiter Flur. Die Szenerie war aber einmalig: eine der größten touristischen Attraktionen in Frankreich, kein Mensch zu sehen und eine wahnsinnige Stimmung der Natur. Leider können die Bilder nur einen kleinen Teil davon erfassen.
Die Räder erwarteten uns mit einer Überraschung. An Zug 2 (dem zukünftigen „Kummerzug“) gab es einen Platten, der noch vor der Abreise zu beseitigen war. Und jetzt zeigte sich, dass ein zu hektischer Ablauf in der Vorbereitung nicht unbedingt hilfreich ist. Um zu vermeiden, dass bei Platten unterwegs das Flicken auf der Strecke notwendig wird wollten wir jeweils ausreichend Ersatzschläuche mit auf die Reise nehmen. Soweit so gut. Am Tag vor der Abreise habe ich dann noch zwei nagelneue, originalverpackte 20 Zoll – Ersatzschläuche besorgt.
Sofort wurde also einer der Schläuche ausgepackt und der wirkte dann doch überraschend schlank. Kein Wunder, ich hatte doch tatsächlich die falsche Größe erwischt. Ein großes Lob war es nicht, was ich für diese besondere Leistung von meinen Mädels erhielt. Aber das Problem war schnell behoben, da wir ja noch am Hotel waren und so ein Waschbecken, Wasser und alle anderen notwendigen Hilfen direkt verfügbar waren. Es reifte aber bald der Entschluss, auf die nächste Tour eine besser Luftpumpe mitzunehmen. Einen Ballonreifen mit einer kleinen Reisepumpe aufzublasen ist kein echtes Vergnügen. Nach einer halben Stunde waren wir dann soweit, dass die Tour beginnen konnte. Zunächst war aber noch ein Foto vor dem Schloss ein absolutes Muss!
Dann ging es auf der Suche nach einem passenden Frühstück weiter in Richtung auf das erste Tagesziel Blois(nachdem ja Cheverny gestern geopfert wurde). Bei Vineuil (kurz vor Blois) fanden wir dann endlich einen netten Supermarkt, in dem wir uns ansprechend und angemessen versorgen konnten. Voll ausgerüstet ging es noch ein Stück weiter Richtung Blois, bis wir einen passenden Picknickplatz gefunden hatten. Und dort gab es dann die erhoffte Stärkung.
An einem schönen Platz mit Blick auf Bloiskonnten wir unser Frühstück genießen. „Gestört“ wurden wir nur von einer Gruppe von 3 Kerlen aus Berlin, die rufend und winkend an uns vorbeigefahren sind. Wenn es wenigstens 4 gewesen wären … Nach diesem späten Frühtsück am Ufer der Loire ging es über die Brücke nach Blois und hinauf zum Chateau.
Die Fahrt hoch zum Schlossplatz war etwas chaotisch, da die Verkehrsführung nicht gerade für Radfahrer optimiert ist. Da wir aber nicht unauffällig waren gingen die Autofahrer auch in Blois äußerst vorsichtig mit den seltsamen Fahrzeugen auf der Straße um. Wie immer wurde uns der notwendige Platz gelassen und nur sehr vorsichtig überholt. Zwischen den Autos war es aber manchmal recht eng, da immer wieder jemand plötzlich gestoppt hat, um unterwegs ein Foto von uns zu schießen. … Gegenüber vom Schloss liegt das Zauberhaus, das an den großen Houdini erinnern soll.
Am Platz vor dem Schloss trafen wir dann auf 3 Radler, die aus Berlin waren und gemeinsam auch die Loire entlang radeln wollten. Bei genauerer Betrachtung kannten wir die Drei sogar, nur einer fehlte! Nach einem kurzen Plausch über die verfolgten Tagesziele wurden für kurze Zeit unsere Wiesel gekapert, aber wir konnten die Räder bald wieder zuück erobern. Aus dem Gespräch ergab sich, dass wir diesmal etwas unterschiedliche Tagesziele hatten und so verabschieteden wir uns ausführlicher, da wir uns ja nun nicht mehr sehen würden. Schade eigentlich, die Truppe war wirklich gut drauf.
Vom Schlossplatz aus hatten wir dann noch einen traumhaften Blick über die Altstadt von Bloisund hinunter zur Loire. Von Blois aus führt die Route auf meist ruhigen Straßen noch ein Stück in der Nähe der Loire entlang. Dabei bleibt der Fluss aber fast immer außerhalb der Sichtweite, der Weg führt durch die Hügel und Weinberge. Nur an einzelnen Stellen öffnet sich kurz ein Blick auf den ruhig dahinfließenden Fluss.
Für die Etappe 2 gab es bei uns kein definiertes Ziel. Wir wollten lediglich in Richtung auf das Schloss Chenonceau fahren und uns dann einen Unterkunft suchen, s dass wir dann am nächsten Tag am Vormittag das „Frauenschloss“ besichtigen konnten. Dazu mussten wir den offiziellen Loire – Radweg verlassen. Sehr erfreulich war, dass der Radweg nach Chenonceau extra ausgeschildert war (zumindest teilweise, leider waren die Wegweise nicht immer zu finden). Wir folgten also den kleinen Symbolen und fuhren auf kleinen Straßen durch hügeliges Gelände.
Mitten in den Hügeln, weit ab auch von den kleinen Dörfern an der Strecke und auch abseits des Loire – Radwegs sahen wir zwei müde Radler am Rand der Straße in der Wiese liegen. Man ahnt es schon, wir kannten die Berliner. Der „Dritte Mann“ musste umkehren, da er wohl am letzten Ort etwas vergessen hatte, die beiden warteten hier. Wir erfuhren auch, dass der Vierte aus der Gruppe etwas ehrgeiziger war und sich für den Tag eine größere Strecke vorgenommen hatte. Daher war er alleine aufgebrochen und am Abend wollte man sich im Hotel wieder treffen.
An den Straßenschildern kann man schon erkennen, dass der Weg durch wirklich abgelegene Ecken führt. Da in Frankreich auch schon Ferienende war waren auch überraschend wenige Radler unterwegs. Und hier jetzt, etwas abseits der Hauptstrecke, waren kaum noch Tourenradler zu finden. Die meisten Radler waren Rennradler aus der Gegend, die hier ihre Runden drehten.
Hier oben auf der „Hochebene“ hatten wir offenbar einen Wegweiser übersehen und fuhren daher auf eine kleinen Landstraße statt auf dem vorgesehenen Radweg weiter auf unser Ziel zu (das fiel uns übrigens erst viel später auf, als der Radweg wieder auf unsere Strecke führte. Nach dem Teil, den wir an der Einmündung sehen konnten (unbefestigter Weg, der recht steil aus dem Wald kam) waren wir aber nicht traurig, dass wir auf der Straße geblieben sind. Dann folgte noch ein heftiger Anstieg und eine schöne lange Abfahrt nach Montrichard.
An der Tourist – Information wurde uns eine Unterkunft vermittelt: eine Pension in der Nähe. Wir waren froh, so schnell eine passende Unterkunft (Maison Carre)gefunden zu haben. Und wurden dann noch positiv überrascht, wie schön und im Verhältnis zu den Hotels auch noch preiswert die Zimmer waren. Die Zimmer waren riesig und gut ausgestattet. Im Hof war mehr als genug Platz für die Räder und die Ortsmitte mit den Restaurants war leicht erreichbar. Die Cher war gleich nebenan und die Zimmerwirtin mehr als freundlich.
Nachdem wir uns eingerichtet und auch die Duschen ihren Zweck erfüllt hatten fuhren wir zurück in die Ortsmitte, fuhren etwas entlang der Cher und dann in die Ortsmitte. Auch Montrichard hat einen schöne mittelalterlichen Stadtkern. Und es gibt zwar kein Schloss, aber eine Ruine, die auch eine Besichtigung wert ist. Jetzt aber stand ein Abendessen in einem kleinen Lokal am Stadtplatz an.
Für das Abendessen war es noch etwas zu früh (vor 19:00 Uhr ist so gut wie nirgends ein Restaurant zu finden), aber wenigstens ein kühles Getränk war schon zu bekommen. Kaum hatten wir uns niedergelassen wurden wir schon von einem Radfahrer begrüßt, der über den Platz fuhr. Eigentlich waren wir schon gar nicht mehr überrascht, dass es sich um den „fehlenden“ Berliner handelte. Er war eine etwas längere Strecke als seine Freunde gefahren und war auf dem Weg zum gemeinsamen Hotel noch durch Montrichard gefahren. Bei Kaffee und Cola wurden die Erlebnisse des Tages besprochen. Er war übrigens schon vor Sonnenaufgang frühmorgens bei Chambord, noch ganz alleine und hat Bilder von den Nebelschwaden und der aufgehenden Sonne gemacht. Aber noch vor dem Abendessen fuhr er dann weiter, um noch bis zum Hotel zu kommen.
Ein sehr gutes Abendessen beschloss dann diesen Tag, an dem wir wieder 63 km hinter uns gebracht hatten (und noch zusätzlich 8 km mit der Fahrerei in Montrichard).
Bilder dazu gibt es in diesem Beitrag.
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